Objekt des Monats
Mai 2021
Sombrero Nebel

 
 

Der „Nebel“ hat starke Ähnlichkeit mit einer mexikanischen Kopfbedeckung – deswegen der Name. Nur ist er kein Gasnebel. Er besteht aus Millionen von Sternen, die Millionen von Lichtjahren entfernt sind. Der Sombrero Nebel ist eine weit entfernte Galaxie.  

 
 

Die Galaxie trägt im Messier-Katalog die Nummer 104. In den ersten beiden Ausgaben des Katalogs, die mit jeweils 45 Objekten im Jahr 1774 und 103 Objekten im Jahr 1781 erschienen sind, ist die Galaxie noch nicht enthalten, aber Messier fügte sie kurze Zeit später per Hand in seinem persönlichen Exemplar als "sehr schwacher Nebel" hinzu.
Der „Nebel“ ist auch unter der Bezeichnung NGC 4594 im New General Catalogue bekannt. Die Galaxie steht im Sternbild Jungfrau, auf der Grenze zum Sternbild Rabe. in der Nähe des Virgo Galaxienhaufens. Mit einer Entfernung von 40 Millionen Lichtjahren könnte M 104 zum 54 Millionen Lichtjahre entfernten Virgo-Galaxienhaufen gehören, dies ist aber noch nicht endgültig geklärt.

 

 

 

Bild ESO/Wikipedia: Die Aufnahme ist mit dem 8-Meter Teleskop des VLT (Very Large Teleskope) Anfang 2000 entstanden. (Es handelt sich um ein Falschfarben-Komposit aus drei Einzelaufnahmen in den Filterbändern 554 nm (grün), 150 nm (nahes UV) und 138 nm (fernes UV) Norden ist oben und Osten ist links

 
 

Die Rotverschiebung des Lichts der Galaxie M 104 wurde 1910 bestimmt. Es ergab sich eine Geschwindigkeit von 1250 km/sec. Damit war Messier 104 das erste Objekt, welches schon 1910 die Zugehörigkeit zur Milchstraße in Frage gestellt und dadurch die „Weltinsel Theorie“ gestärkt hat.  
Messier 104 ist eine der hellsten Galaxien an unserem Nachthimmel (sie liegt auf Platz 13), denn sie hat eine Helligkeit von 8,3 mag und ist, bei entsprechend klarer Luft, bereits in kleineren Instrumenten gut sichtbar. Im Okular eines 10-Zöllers wird bei guter Transparenz das auffällige Staubband sichtbar, sowie der fast sternförmige Kern. Dieser ist bei den meisten Astroaufnahmen nicht sichtbar, da er überbelichtet wird.

 
 

 
   Auffindkarte Messier 104, Mitte Mai um 22 Uhr, Blick Richtung Süden  
 

 Ein wenig stört die geringe Höhe über dem Horizont von maximal 30 Grad. Mitte Mai ist das um 22:25 Uhr der Fall.
Der Äquator von M 104 ist um 6 Grad geneigt und stellt einer der eindrucksvollsten äquatorialen Staublinien dar. Entdeckt wurde dieses Erscheinungsbild von Wilhelm Herschel.

 
 

Die Sombrero Galaxie hat eine Winkelausdehnung von 8,5 x 5,4 Bogenminuten. Bei der Entfernung von 40 Millionen Lichtjahren ergibt sich ein Durchmesser von 100 000 Lichtjahre. Die Masse der Galaxie wird auf etwa 1 300 Milliarden Sonnenmassen geschätzt, was ungefähr dem dreifachen unserer Milchstraße entspricht. Damit gehört Messier 104 zu den größten Galaxien des Universums.

 

 

 

 

Bild: In dieser Karte sind die Sternbilder Und ihre Grenze eingezeichnet. Es ist zu erkennen, dass Messier 104 auf der Grenze zwischen den Sternbildern Jungfrau und Rabe liegt. Rot dargestellt sind einige Galaxien des Virgo Haufen. Der Schwerpunkt liegt dort, wo der Name geschrieben steht.

 
 

In der Hubble-Klassifikation wird diese Spiralgalaxie unter dem Typ Sa eingeordnet. Sie hat einen außergewöhnlich großen und hellen Kern und besitzt sehr eng gewundene Spiralarme. Diese sind jedoch nur schwer zu erkennen, da die Galaxienebene nur schwach zur Sichtlinie geneigt ist, d. h. wir schauen praktisch von der Seite auf diese Galaxie. Das sehr dunkle und stark ausgeprägte Staubband, das die Galaxie durchläuft, verleiht ihr das typische Aussehen, das ihr den Namen eingebracht hat.

 


Bild : Wikipedia, Spiralarme fotografiert in der Röntgenstrahlung  durch den Satelliten Chandra

 
 

M104 besitzt ein recht gut bevölkertes System von Kugelsternhaufen, von denen einige hundert in größeren Teleskopen sichtbar sind. Die Gesamtzahl wird auf über 2000 geschätzt und übersteigt damit bei weitem die Anzahl der Kugelsternhaufen der Milchstraße. (wird auf 200 geschätzt.) 
In den 1990-iger Jahren wurden die Geschwindigkeiten der Sterne im Zentralbereich der Galaxie gemessen. Die Höhe der Geschwindigkeit, mit der sie das Zentrum umkreisen, lässt sich nur durch den Einfluß eines schwarzen Lochs mit einer Masse von einer Milliarde Sonnenmassen im Zentrum erklären.  

 
 
Welteninsel Theorie  
In früheren Zeiten wurden die Galaxien als Welteninseln bezeichnet. Immanuel Kant (1724-1804) veröffentlicht 1755 sein Werk „Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmelsund vermutet darin eine Vielzahl von Galaxien.
Der Astronom William Parsons, 3. Earl of Ross (1800-1867) entdeckte Nebel in unserer Milchstraße. Erst im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts setzt sich dann allmählich die Ansicht unter Astronomen durch, dass es sich bei den Spiralnebeln wirklich um Milchstraßenähnliche Galaxien handeln muss.
Vesto Slipher (1875-1969) bestimmte zwischen 1912 und 1915 die Radialgeschwindigkeiten dieser Nebel und erhielt hohe Flucht– und An­näherungs­geschwin­digkeiten von einigen Nebeln im Bezug zur Erde, welche teilweise bei 800 km/s lagen.
Wenn diese Nebel von der Milchstraße beeinflusst werden würden, müssten sie sich langsamer bewegen. Also liegt die Annahme nahe, dass es sich um eigenständige Nebel (Galaxien) handelt.­
Letzte Zweifel konnte erst Edwin Hubble (1889-1954) ausräumen, als er 1923 nachweisen konnte, dass der Andromeda-Nebel außerhalb unserer Galaxie liegt. Das konnte er durch die Entdeckung eines Cepheiden in der Andromeda Galaxie. Hubble bestimmte die Entfernung des Andromeda Nebels mit 900 000 Lichtjahre.
 

Quellen


Wikipedia
Max-Planck-Gesellschaft 
https://www.eso.org/public/germany/images/eso0007a/
https://www.grin.com/document/369807