Objekt des Monats
Juni 2012
Venustransit

           
 

Dieses Ereignis findet am 6. Juni 2012 statt. Die Sonne geht in Eberfing um 5:24 Uhr  auf. Für Eberfing gelten folgende Zeiten:
3. Kontakt 6:37 Uhr und 4. Kontakt 6:54 Uhr.

     
     

Bei einem Venustransit stehen Sonne, Venus und Erde exakt in einer Linie. Das Prinzip dieser seltenen planetaren Konstellation ist dem einer Sonnenfinsternis gleich, bei der sich der Mond vor die Sonne schiebt und diese verdunkelt. Allerdings ruft ein Venustransit wegen der großen Distanz zwischen Erde und Venus keine merkliche Verdunkelung auf der Erde hervor. Die Venus deckt im Gegensatz zum Mond nur einen winzigen Bruchteil (ca. ein Tausendstel) der Sonnenfläche ab. Sie wandert scheinbar als winziges tiefschwarzes Scheibchen im Verlauf von mehreren Stunden westwärts über die Sonne.

     
                               
     

Schema der vier Kontakte zur Benennung der Ereignisse

         

Lomonossow-Ring, aufgenommen mit dem schwedischen 1-Meter Sonnenteleskop auf  La Palma  

Kurz vor dem zweiten und nach dem dritten Kontakt ist der Lomonossow-Effekt zu beobachten, der auf eine Brechung der Sonnenstrahlen durch die oberen Schichten der Venusatmosphäre zurückzuführen ist
  Lomonossow  
 

Unmittelbar nach dem zweiten und vor dem dritten Kontakt kann häufig das Tropfenphönomen beobachtet werden. Der Effekt wird durch das begrenzte optische Auflösungsvermögen der eingesetzten Teleskope hervorgerufen. Aufgrund der Welleneigenschaften des Lichtes besitzt jedes Teleskop ein begrenztes Auflösungsvermögen. Je größer die Objektivöffnung eines Teleskops ist, umso besser ist sein Auflösungsvermögen und umso besser können Details abgebildet werden. Entfernt sich die Venus während des zweiten Kontaktes vom Sonnenrand, kann – je nach Auflösungsvermögen – nicht unterschieden werden, ob ein Detail zur Venus oder zum dunklen Sonnenrand gehört. Es bildet sich eine Art dunkle Brücke aus – der Tropfen. Das Gleiche geschieht, wenn sich die Venus während des dritten Kontaktes dem Sonnenrand wieder nähert. Dieser Effekt erschwerte, als noch kleinere Teleskope verwendet wurden, eine exakte Zeitmessung zur Bestimmung der Distanz Erde – Sonne.

 

Ein Venustransit ist ein sehr seltenes Ereignis, von dem es in 130 Jahren nur zwei gibt, und zwar abwechselnd nach einem kurzen Abstand von acht und einem langen Abstand von über 105 bzw. 122 Jahren. Der Abstand zwischen fünf Transiten ist also periodisch und beträgt 243 Jahre, 1 Tag und 22 Stunden.

         
Aufgenommen mit dem 8" Refraktor in Eberfing am 8. Juni 2004

Der letzte Venustransit ereignete sich am 8. Juni 2004. Der vorletzte Durchgang war am 6. Dezember des Jahres 1882 zu beobachten. Im 20. Jahrhundert fand kein einziger Venusdurchgang statt. Ein Venustransit ist deshalb tatsächlich ein astronomisches Jahrhundertereignis und schon aufgrund seiner Seltenheit ein die Beobachtung lohnendes Himmelsschauspiel. Allerdings muss man dabei unbedingt geeignete, hitzesichere Sonnenfilter benutzen, da man ansonsten erblinden könnte.

 

Einige Transite der Vergangenheit und der Zukunft zeigen die periodische Wiederkehr, die durch die Himmelsmechanik erklärt wird. Die Transite im Dezember ereignen sich auf dem aufsteigenden Knoten, die im Juni genau gegenüber im absteigenden Knoten.

 

7. Dezember 1631              6. Juni 1761
4. Dezember 1639              3. Juni 1769

9. Dezember 1874              8. Juni 2004 
6. Dezember 1882              5./6. Juni 2012

11. Dezember 2117            11. Juni 2247
8. Dezember 2125              9. Juni 2255

Himmelsmechanik dazu
Die Planeten Merkur und Venus kreisen innerhalb der Erdbahn um die Sonne. Deshalb sind zum einen ihre Umlaufzeiten kürzer als diejenige der Erde und zum anderen überholen sie die Erde in regelmäßigen Abständen auf der Innenbahn. Die Venus braucht für einen Umlauf um die Sonne 224.70 Tage. Es dauert 583.92 Tage bis die Erde von der Venus wieder eingeholt wird. Diese knapp 584 Tage sind die Zeitspanne zwischen 2 Unteren Konjunktionen und werden als synodische Umlaufperiode bezeichnet.
Obwohl die Venus dabei jedesmal zwischen Sonne und Erde hindurch zieht, kommt es nicht bei jeder Unteren Konjunktion zu einem. Der Grund hierfür ist, dass die Bahnebene der Venus gegen die Bahnebene der Erde (Ekliptik) um 3.4 Grad geneigt ist. Daher befindet sich Venus von uns aus gesehen in Unterer Konjunktion zumeist ober- oder unterhalb der Sonne.
Nur wenn Venus bei der Unteren Konjunktion im Kreuzungspunkt (Knoten) der beiden Planetenbahnen steht, kann sie vor der Sonne herziehen.

Neigung der Umlaufebene der Venus gegen die Ekliptik - Transitereignisse können nur stattfinden, wenn sich Venus und Erde nahe der Knotenlinie befinden

 

In den Jahren 2004 und 2012 ist jeweils ein Venus-Transit zu beobachten, 1996 wurde das Ereignis knapp verfehlt, Venus lief südlich an der Sonnenscheibe vorbei

Da die Sonne einen scheinbaren Durchmesser von etwa einem halben Grad besitzt, gibt es eine gewisse Toleranz. Wenn die Untere Konjunktion maximal 1.6 Tage vor oder nach der Knotenpassage erfolgt, kann ein Transit stattfinden. Da es 2 Bahnknoten gibt und die Planetenbahnen nahezu unbeweglich im Raum stehen, ergeben sich 2 Zeitfenster von jeweils 3.2 Tagen um den 7. Juni und um den 9. Dezember, in denen eine Untere Konjunktion zum Transit führen kann.

 

Das Venus-Pentagramm. Die Verteilung der Positionen der unteren Konjunktionen der Venus auf der Ekliptik (Tierkreiszeichen) in den Jahren 2004 bis 2012. Anfang und Endpunkt, des sich nicht exakt schließenden, Pentagramms markieren die beiden Venustransits in den entsprechenden Jahren. Diese Regelmäßigkeit wird durch das Verhältnis der Umlaufzeiten von Venus und Erde verursacht.

 

 
Bedeutung eines Venustransits
Historisch hatte die präzise Vermessung solcher Durchgänge große Bedeutung für die Bestimmung der Distanz Erde-Sonne (Astronomische Einheit) und gab Anlass für viele Expeditionen und Messkampagnen der bedeutendsten Wissenschaftler. Heute wird die Entfernungsbestimmung im Sonnensystem mittels Raumfahrt- und Radar-Methoden vorgenommen.