Objekt des Monats
April 2019
Asterismus

 
 

Wenn die Sterne eines Sternhaufens nicht physikalisch zusammen gehören, sondern nur visuell durch perspektivische Anordnung von der Erde aus dicht beisammen gesehen werden, spricht man von Asterismus.  
Einige Beispiele:

 
 

Messier 40

 
 

Der optische Doppelstern wurde von Charles Messier 1764 für einen Nebel gehalten und bekam die Nummer 40 in seinem Katalog. Der Doppelstern wird auch Winnecke 4 genannt und ist im Sternbild Großer Bär zu beobachten. Die Bezeichnung Winnecke 4 ergibt sich durch die Doppelsternmessungen von Friedrich August Theodor Winnecke (1835-1897).

 
   
 

Auffindkarte für M40, Mitte April 21 Uhr, Blick Richtung Süden

 
 

Die beiden Sterne haben Helligkeiten von 9,7 und 10,1 mag. Der Winkelabstand zwischen beiden beträgt ca. 50 Bogensekunden, wobei sich der weniger helle in einem Positionswinkel von 83 Grad bezüglich des helleren befindet. Die Entfernung wurde auf 170 Parsec = 545 Lichtjahre geschätzt. Die gravitative Koppelung war fraglich und somit unklar, ob es sich bei dem Objekt um einen echten Doppelstern handelt. Das heißt, ob die Sterne um ihren gemeinsamen Schwerpunkt kreisen, also durch die Schwerkraft an einander gebunden sind. Eine etwaige Periode hätte mindestens 232 000 Jahre dauern müssen und der Abstand wäre mindestens 5000 astronomische Einheiten (AE) gewesen, weshalb die Koppelung immer als unwahrscheinlich galt.  

 
 

Kombiniert man astrometrische Daten der Hipparcos- und Gaia-Satelliten ergeben die Parallaxen, die Entfernungsabschätzungen 1 120 Lichtjahre bzw. 450 Lichtjahre. Damit ist Messier 40 kein physischer Doppelstern, sondern besteht aus zwei vollkommen unabhängigen Sternen, er ist ein Asterismus.  

 
 

Messier 73

 
 

Die zufällige Anordnung von vier Sternen hat auch die Bezeichnung NGC 6994 und steht im Sternbild Steinbock. Das Objekt hat eine Helligkeit von 9 mag und eine Winkelausdehnung von 2,8 Bogenminuten. Lange Zeit war nicht geklärt, ob es sich bei Messier 73 um einen „richtigen“ Offenen Sternhaufen handelt, also eine Gruppe von physikalisch gebundenen Sternen, oder nur um ein zufälliges Muster. Mittlerweile konnte durch Messung der Eigenbewegungen, Radialgeschwindigkeiten und damit der Entfernung (siehe Tabelle unten), nachgewiesen werden, dass es sich bei Messier 73 weder um einen Offenen Sternhaufen noch um den Überrest eines solchen handelt, sondern um eine zufällige Ansammlung von Sternen, also einem Asterismus.  

 
   
 

Auffindkarte für M73, Mitte Oktober 20 Uhr, Blick Richtung Süden

 
 
Stern Helligkeit [mag] Spektraltyp Entfernung [Lichtjahre]
TYC 5778 492 11,9   900
TYC 5778 509 11,3 F5 1 080
TYC 5778 549 11,9   2 480
TYC 5778 802 10,5   2 590